Eigentlich wollte ich doch …

… noch schreiben, wie die Kur war (im Mai/Juni). Und schreiben, wie es mir geht. Und schreiben, dass ich so langsam glaube, eine Depression zu haben. Aber es ist so viel und so unverständlich für mich, dass ich gar keinen Ansatz dazu gefunden habe.

Die Kur war nicht so toll, wie sie hätte sein dürfen. Nach ca. der Hälfte ging es mir dort richtig schlecht. Angst, Panik, Depression, das volle Programm. Aber es wurde dann wieder besser, einfach weil ich es ausgehalten habe. Denn geholfen wurde mir dort nicht, war ja „nur“ eine Mutter-Kind-Kur und auf solche Krisen sind die dort nicht eingestellt. Und meine Therapeutin (die jetzt nicht mehr meine Therapeutin ist, weil eas die letzte Stunde war in der sie das sagte) meinte: „Toll. Das konnten sie hoffentlich mit nach Hause nehme. Diese Erfahrung, dass die Angst auch wieder nachlässt.“ Und ich sage: „Ja.“

Aber was ich in Wirklichkeit mit nach Hause genommen habe, ist die Erkenntnis (wieder mal), dass die Angst mich überall und immer einholen kann und ich dem kaum etwas entgegensetzen kann wenn es soweit ist. Und die Depression war auch nicht weg mit dem Ende der Kur. Und mit der Depression geht die Angst Hand in Hand spazieren. Oder die Angst schleift die Depression am Halsband hinter sich her. Oder die Depression klammert sich an die Angst. Ich weiß es nicht.

Jedenfalls sind sie beide da. Nicht permanent, ich habe richtig gute Tage zwischendurch. Oder Momente. Oder Abende. Aber sie sind beide so viel häufiger da. Und die Abstände zwischen den Angstgefühlen und zwischen den Panikattacken werden kleiner. Und die Situationen in denen mich die Angst einholt häufiger. Sie greift nach meinem Alltag. So richtig. Ich hatte in den letzten vier Wochen mehr Panik als im ganzen Jahr davor zusammen genommen.

Und in meinem Kopf ist dieser eine Gedanke: Es darf mir nicht so schlecht gehen, es darf auf keinen Fall schlimmer werden, ich muss es schaffen, dass es mir wieder besser geht. Denn ich muss für meine Tochter da sein.

12 Kommentare zu „Eigentlich wollte ich doch …

  1. Depressionen können richtig schlimm sein, von Lebensqualität kann man gar nicht mehr reden.
    Ich kenne das aus eigener Erfahrung, musste jahrelang trotz schlimmer Depressionen und Schwindelanfällen beim Autofahren, für meine Kinder die Chauffeuse spielen. Kindergarten, Schule, Musikunterricht ……
    Das war gefährlich, ich weiß, und ich bin nicht nur einmal am Straßenrand stehen geblieben weil ich einfach nicht mehr fahren konnte. Den Kindern erzählte ich dann immer irgendeine Quatschgeschichte damit sie keine Angst bekommen.
    Im Moment nehme ich täglich eine halbe Tablette Citalopram. Damit kann ich zumindest den Alltag bewältigen, von Lebensfreude aber weit und breit keine Spur.
    Darum wünsche ich dir wirklich alles Gute.

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    1. Da mag ich nicht auf „gefällt mir“ klicken. Danke für den Einblick. Es tut gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit all dem. Ich wünsche Dir auch das alles besser wird. Liebe Grüße, plejade

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  2. Auf der einen Seite ist es schön, dass Dein Kleines Wunder Dich so im Hier und Jetzt verankert. Auf der anderen Seite spüre ich bei Dir einen unheimlichen Druck: ICH MUSS. Kannst Du mal tief einatmen. Ausatmen. Und sagen: Ich DARF für meine Tochter da sein? Dieser kleine Mensch, der Dich so bedingungslos liebt, Dir vertraut, glaubt, dass Du alles, aber auch alles bewerkstelligen kannst? Ich weiß, an vielen Tagen fühlt es sich als Pflicht an, das geht mir genauso. Aber auf der anderen Seite denke ich mir manchmal, was wäre, wenn ich die Mäuse nicht bekommen hätte. Und dann begreife ich wieder, dass sie ein Geschenk sind, das Kostbarste auf der Welt! Eine Frage noch: Bekommst Du Medikamente? Leider quälen sich viele Menschen mit derartigen Problemen herum und glauben, dass sie es alleine schaffen müssen. Aber das ist Quatsch. Du hattest Therapie, die hat vieles bei Dir geradegerückt. Aber wenn es trotzdem nicht besser wird, solltest Du über Medis nachdenken. Die sind so in Verruf, ich weiß. Aber wenn wir seelische Leiden mit körperlichen Leiden gleichsetzen wollen, muss das auch Medikamente umfassen. Einem Diabetiker, dem Insulin fehlt, ruft man schließlich auch nicht zu „Reiß Dich gefälligst zusammen, andere Menschen schaffen das auch ohne Spritzen!“ —-siehste!

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    1. Liebe ChaosLu, danke für Deine lange Nachricht. Wie Pflicht fühlt es sich für mich nur noch selten an. Da hat die Kur uns tatsächlich auch ganz viel gebracht, die Zeit hat uns noch stärker zusammen geschweißt. Und der Schulbeginn hat sie auch richtig reifen lassen.
      Medikamente nehme ich nicht. Ich habe vor ewigen Zeiten (vor 27 Jahren oder so) mal ein Antidepressivum genommen. Ich habe davon aber keine Besserung bemerkt und es nach zwei Jahren (?) wieder abgesetzt.
      Seitdem haben mir alle meine Therapeut*innen von Medikamenten eher abgeraten. Nur die Neurologen zücken den Rezeptblock immer mal wieder.
      Ich wüsste jetzt gar nicht, von wem ich mich da beraten lassen sollte.
      Liebe Grüße an Dich

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      1. Ich bin da sehr zwiegespalten. Wenn Du das Gefühl hast, abzustürzen, bringt Dir eine Gesprächstherapie nicht unbedingt was. Manchmal…muss es eben Mumm sein. Glaube ich, aber ich bin natürlich weder Psychologin noch Psychiaterin. Nicht alle Medis schlagen bei jedem an. Ich habe eine Freundin, die eine bipolare Störung hat, und da geht es definitiv nicht ohne, auch wenn sie lange gebraucht hat, das zu erkennen. 27 Jahre ist eine lange Zeit, es hat sich tatsächlich auch einiges in der Entwicklung von Medikamenten getan. Aber letztlich musst Du die Entscheidung selbst treffen. Und ja, zur Einschulung werden sie echt noch ein Stück größer, gell?

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      2. Naja, ich wurde bisher in erster Linie wegen meiner Angststörung behandelt. Diagnositiziert wurden bisher nur leichte depressive Episoden. In der Schulzeit hatte ich ziemlich sicher eine stärkere depressive Episode, aber da habe ich mich nicht in Behandlung gegeben (ich hatte ja gar keine Ahnung was das ist).
        Depression hat danach nie wieder eine besonders große Rolle in meinem Leben gespielt, sondern immer in erster Linie die Angst.
        Aber das ist jetzt eben plötzlich anders. Ich mache mal einen Termin bei meiner Hausärztin.

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  3. Fast habe ich das Gefühl, dass Kuren und Rehas direkt gefährlich sein können, jedenfalls wenn man die Patienten zu früh oder nur oberflächlich behandelt nach Hause schickt. Probleme werden aufgeworfen und dann wird man mit einem Schulterklopfen nach Hause geschickt – das wird schon. Ähnliches habe ich jetzt schon mehrfaches gelesen und hoffe inständig, dass das trotz allem nur die Ausnahme ist.
    Mir nämlich ist das nach meiner Reha vor zwei Jahren ganz genau so gegangen und insofern „triggert“ Dein Bericht mich ziemlich. Am Ende der Reha hatte ich, ehrgeizig und zielstrebig und in dem echten Bemühen, dass die Reha erfolgreich ist, soziale Kontakte geknüpft, mit Leuten geredet und mich sogar einer kleinen „Gruppe“ von Leuten angeschlossen. Dass währenddessen immenser Selbsthass in mir erst so richtig Futter bekam und aufloderte, ich davon träumte mir selbst weh zu tun (ich versuchte, mich mit den Walkingstöcken zu schlagen, war aber zu feige, kein Ruhmeszeugnis) oder gar mein Leben zu beenden, weil es mir so unerträglich schien – während es nach außen so aussah, als hätte ich so tolle Fortschritte gemacht – das kam niemandem in den Sinn. Als ich es ansprechen wollte, ging es auf das Rehaende zu, die Zeit war nicht mehr und mir wurde auf die Schulter geklopft, dass ich ja nun gesehen habe, dass ich „soziale Kontakte kann“. Direkt nach der Reha begann dann der erneute tiefe Absturz und die nächste depressive Episode.

    Ich hoffe sehr für Dich, dass Du bald gute, wirkliche Hilfe findest. Ich bin auch Mutter, verstehe es nur zu gut, unter welchem Druck Du stehst – Du denkst, Du DARFST nicht krank werden und aus lauter Angst davor und vor schlechtem Gewissen, Deiner Rolle als Mutter nicht mehr so wie Du es willst und wie Du es für richtig hältst, ausfüllen zu können, geht es Dir schlechter und schlechter. Eine Abwärtsspirale. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr ich mir für Dich wünsche, dass es Dir gelingt – mit Hilfe und Verständnis und wenn nötig auch Medikamenten und psychologischer Betreuung – die Spirale zu durchbrechen und dass Du in gutem Austausch mit des kleinen Wunders Vater stehst, um Deine Kleine auch in dieser Phase weiter gut zu begleiten.

    Alles Liebe
    Agnes

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  4. Ja, Agnes, das kann schon sein. Bei Rehas gibt es aber in der Regel doch eine Nachsorge für die Patient*innen die nicht gleich einen Therapieplatz im Anschluss bekommen? Eine Mutter-Kind-Kur ist da nochmal was anderes, das ist ja eine Vorsorge-Maßnahme. Eigentlich wäre zu dem Zeitpunkt eine Reha besser für mich gewesen, glaube ich. Aber ich wollte nicht ohne mein Kind weg und eine richtige Reha MIT Kind kann ich mir auch nicht so recht vorstellen.
    Der Vater vom Kleinen Wunder ist leider selbst sehr labil, seit 1,5 Jahren trockener Alkoholiker, aber ohne Therapie. Daher ist der Druck für mich wirklich sehr groß.
    Danke für Deinen langen Text <3, liebe Grüße, plejade

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